10. Juni 2024 Ivan Prijic
Jemand prophezeite einem Ochsen, dass er von einer kleinen Ameise getötet werden würde. Der Ochse hatte Angst vor dieser Prophezeiung und zerstörte seitdem alle Ameisenhaufen, um sich aus weiser Voraussicht an der kleinen Ameise zu rächen.
Die Ameise versteckte sich vergeblich vor dem Ochsen. Der Ochse trat absichtlich immer mit seinen riesigen Füssen auf den Ameisenhaufen und riss alle Häuser der Ameisen und damit auch das Haus der kleinen Ameise ein. «Was soll ich tun? Wenn ich ein Haus baue, zerstört der Ochse es immer. So kann ich nicht mehr leben», klagte die kleine Ameise.
Die Ameise dachte lange nach und rief plötzlich fröhlich: «Der Verstand regiert, und die Kraft ist sein Diener. Auch wenn ich klein bin, werde ich den Ochsen mit der Stärke meines Geistes besiegen!»
Während der Ochse also überall Ameisenhaufen zerstörte, suchte die Ameise nach einem weichen Boden, in dem der Ochse bis zum Hals versinken würde. Dort baute die Ameise ihren Ameisenhaufen und lockte den Ochsen in eine Falle. Der Ochse war glücklich, rücksichtslos alle Ameisenhaufen zertrampeln zu können, bis er bis zu seinen Hörnern im Schlamm versank, nur seine Hörner und sein Maul ragten aus dem Schlamm heraus. Dort aber hatte die Ameise ihr Haus gebaut, sodass der Ochse das Haus nicht zerstören konnte.
«Die Prophezeiung, dass Du mich töten wirst, hat mich zerstört», schaffte es der Ochse gerade noch, der kleinen Ameise zuzurufen. «Du wurdest zerstört, weil du unschuldigen Geschöpfen Schaden zugefügt hast, sonst hätte sich die Prophezeiung nicht erfüllt», sagte die Ameise zum Ochsen, der nun völlig im Schlamm unterging.