1. Mai 2015 ASZ
Die Autonome Schule Zürich (ASZ) ist ein selbstorganisiertes migrantisches Bildungsprojekt, in dem kostenlose Deutschkurse einen Grossteil der Schulaktivitäten ausmachen. Die ASZ ist 2009 aus einer Besetzungsaktion einer kleinen Gruppe von Sans-Papiers und Sympathisant_innen entstanden. Es geht um das Prinzip «Bildung für Alle»: Jeder Mensch hat ein Recht auf Bildung, unabhängig von Herkunft, Aufenthaltsstatus und finanziellen Möglichkeiten. Sechs Jahre später nehmen jede Woche rund 500 Interessierte an den Kursen der ASZ teil. Es gibt über 80 Deutschkurs-Moderierende, wöchentliches Kino und Diskussionsveranstaltungen, Ausstellungen, Lesungen, Konzerte, ein reges Gemeinschaftsleben, eine Bibliothek, einen Frauenraum, Computerarbeitsplätze und vieles mehr... Und das Projekt wächst.
Nach zahlreichen Stationen – Manessestrasse, Kasama, Kalkbreite, GZ Wollishofen, Allenmoos, Theater Gessnerallee, Badenerstrasse, Huberta, Rote Fabrik, Güterbahnhof, wieder Badenerstrasse und seit letztem August die Zwischennutzung an der Bachmattstrasse – steht die ASZ immer noch ohne eine dauerhafte Lösung für ein Schulhaus da. Seit sechs Jahren kämpfen wir um einen Platz in der Stadt Zürich.
Für ein Schulhaus der ASZ fordern wir...
- 1000 m², die wir selbst verwalten und rund um die Uhr nutzen können: Die ASZ ist ein autonomes, politisches Projekt.
- einen Standort in der Stadt Zürich: Die ASZ gehört zur Stadt.
- einen Gemeinschaftsraum, der für Sitzungen, Diskussionsveranstaltungen und Kino genutzt werden kann: Die ASZ ist ein Ort der Solidarität und des Austauschs.
- eine lange Nutzungsdauer (Minimum 3–5 Jahre): Die ASZ fordert ihren dauerhaften Platz in der Stadt. Jedes Jahr umzuziehen ist ein Kraftakt und verhindert und erschwert unsere Arbeit.
Ob es Platz für die ASZ in der Stadt Zürich gibt, ist eine politische Frage und kein organisatorisches Problem. Auf unsere Bewerbung für eine Zwischennutzung der alten ZHdK-Gebäude am Sihlquai hat die zuständige Raumbörse der Stadt Zürich mit einem Angebot reagiert, bei dem von vornherein klar war, dass es nicht im Bereich unserer finanziellen Möglichkeiten liegt und uns zudem in unserem autonomen Handlungsspielraum einschränkt. Dass ein Projekt wie die ASZ von einer Zwischennutzung zur nächsten geschoben wird, spiegelt die vorherrschende politische und soziale Einstellung wider, welche die tatsächlich Betroffenen der schweizerischen und europäischen Migrationspolitik an den Rand der gesellschaftlichen Räume drängt.
Neben den kostenlosen Deutschkursen ist die ASZ in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Treffpunkte, Veranstaltungs- und Sitzungsorte für eine politische Diskussion rund um die Fragen von Migration, Rassismus und europäischer Abschottungspolitik geworden. Die Perspektiven der Migrant_innen stehen dabei im Vordergrund. Die ASZ ist einer der wenigen Orte im ganzen Kanton, wo sich Einheimische und Flüchtlinge ausserhalb von institutionellen Kontexten begegnen können und zusammenarbeiten. Als Ort der Solidarität leistet die ASZ einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum sozialen, kulturellen und politischen Leben der Stadt und darüber hinaus.