13. Juni 2025 Margarita Zenteno

Eines Tages klopfte es an der Tür

Claudia zog der Arbeit wegen in die Schweiz und nahm eine Stelle in der Kinderbetreuung an. Als sie eines Tages mit einer Berufskollegin spricht, realisiert sie: Da stimmt vielleicht etwas mit den Papieren nicht. 

(Übersetzt von Paul Leuzinger)

Claudia ist eine Migrantin, die aus Bolivien nach Spanien kam. Nach zehn Jahren in Spanien erhielt sie endlich die spanische Staatsbürgerschaft und einen spanischen Pass. Nach längeren Ferien in Bolivien kehrte sie zurück, um in Madrid Arbeit zu suchen. Da erhielt sie ein Angebot, in der Schweiz Kinder zu betreuen, so gelangte sie unversehens zwei Wochen später nach Zürich. Soweit alles gut, nur dass ihr nicht gesagt worden war, dass sie in der Schweiz eine Aufenthaltserlaubnis und eine Arbeitsbewilligung braucht. Ihre Arbeitgeber hatten sie nicht darüber informiert, dass sie mit ihrem Pass und Status hier schwarzarbeiten müsse. Claudia wusste also nichts davon und war zufrieden mit der Arbeit, denn sie erhielt immerhin einen besseren Lohn als in Spanien, wenn auch, wie sie jetzt weiss, einen viel niedrigeren als in der Schweiz üblich. Sie arbeitete von sieben Uhr morgens bis acht Uhr abends, von Montag bis Samstag.

Alles änderte sich, als Claudia im Park, in den sie mit den Kindern zum Spielen ging, ihre Kollegin Silvia traf, die ebenfalls auf Kinder aufpasste und Spanisch sprach. Silvia klärte sie über die Rechte auf, die sie als Spanierin in der Schweiz habe. Kaum war nach diesem Gespräch eine Woche vergangen, klopften die Schweizer Autoritäten in Gestalt der Polizei an die Tür, doch aus Angst öffnete Claudia nicht. Zum einen, weil sie die Sprache nicht konnte, und zum anderen, weil es ihr auch gar nicht erlaubt war, Unbekannten oder irgendjemandem die Tür zu öffnen. Sie wurde total nervös. Nach einer Stunde voller Angst kam ihre Chefin zurück, und etwas später auch die Polizei. Sie sprachen miteinander, nur worüber, das verstand Claudia nicht. Nach diesem Tag und einer Vorladung bei der Polizei waren die Arbeitgeber gleich am nächsten Tag bereit, einen den Gesetzen entsprechenden Vertrag mit ihr abzuschliessen. Dadurch erhielt Claudia dann wenigstens auch eine Aufenthaltsbewilligung. Verständlicherweise hielt es sie nicht mehr lange bei diesen Arbeitgebern. Sie konnte jetzt andere Stellen suchen. Aber damit begannen neue Herausforderungen mit der Sprache, der Arbeits- und Wohnungssuche usw.

Heute lebt Claudia nach vielen Jahren der Trennung ruhig und zufrieden mit ihrer einzigen Tochter in Zürich. Unausweichliche Herausforderungen des Lebens sind ihre ständigen Begleiter. Claudia dankt Gott, dass er ihre Gebete erhört hat. 

Artikel mit ähnlichen Themen:
Loading ...