6. Juni 2024 Tamara Koliada
Die steigenden Preise für Waren und Dienstleistungen in der Schweiz können nicht allein den Geflüchteten angelastet werden. Es gibt weitere Gründe dafür: Kriege, wie die in der Ukraine, und globale Wirtschaftskrisen beeinflussen die Handelsfähigkeit der Schweiz. Sie führen zu Engpässen und höheren Preisen. Auch extreme Wetterereignisse aufgrund der Klimakrise schaden der Landwirtschaft und Energieproduktion und verteuern die Produkte. Während die Schweiz ihre eigenen Probleme hat, machen auch die weltweiten Herausforderungen das Leben für alle teurer.
Inmitten der malerischen Landschaft, umgeben von den majestätischen Schweizer Alpen, spielt sich eine Geschichte ab, die von Unsicherheit, Herausforderungen und unbeugsamem Mut geprägt ist. In den Herzen ukrainischer Geflüchteter brennt eine Flamme der Hoffnung, die jedoch oft von der Realität des Lebens im Ungewissen überschattet wird.
Für viele dieser Geflüchteten bedeutet das Leben in der Schweiz, dass sie in einer Art Schwebezustand existieren. Ihre Zukunft ist ungewiss und von den Widrigkeiten der Flucht geprägt. Das Leben über ein Jahr hinaus zu planen, scheint ein unerreichbares Ziel zu sein, wenn man nicht einmal sicher ist, was der nächste Tag bringen wird.
Die globale Politik steht vor grossen Schwierigkeiten, insbesondere wenn es um den Diskurs über Geflüchtete geht. Als ukrainische Geflüchtete, die in der Schweiz lebt, möchte ich einige Missverständnisse beseitigen und Licht auf unsere Realität werfen.
In Europa benutzen ultrarechte Politiker: innen Geflüchtete als Sündenböcke für wirtschaftliche Probleme. Sie lenken die Aufmerksamkeit von den eigentlichen Ursachen ab und schüren Angst und Vorurteile gegenüber Geflüchteten. Doch die Wahrheit ist komplexer.
Ultrarechte Parteien erhalten in Europa Zulauf durch fremdenfeindliche Rhetorik, indem sie strengere Grenzkontrollen und die souveräne Steuerung der Einwanderung fordern. Diese Rhetorik spricht insbesondere diejenigen an, die sich um die Bewahrung der Schweizer Identität und um Arbeitsplatzsicherheit sorgen.
Gemäss der Ausländerstatistik des SEM lebten Ende 2023 1’540’798 EU/EFTAStaatsangehörige und 772'419 Drittstaatsangehörige dauerhaft in der Schweiz. Italiener: innen stellten mit 342’454 Personen die grösste ausländische Bevölkerungsgruppe dar, gefolgt von Deutschen (326’033), Portugies:innen (260’462) und Französ:innen (165’684). Insgesamt wurden 41’073 Ausländer:innen eingebürgert. 2022 zogen 41 Prozent der Ausländer:innen aus familiären Gründen in die Schweiz, 37 Prozent aus beruflichen. Die nächsten Gründe waren Asyl (6 Prozent) und Studium (4 Prozent).
Am 1. März 2024 befanden sich 65’057 Personen aus der Ukraine mit S-Status in der Schweiz.
Schweizer:innen, wie auch viele andere Menschen auf der Welt, stehen momentan vor gewaltigen Aufgaben. Rechtskonservative Kräfte schieben die Probleme pauschal auf die Einwanderung. Angesichts des Wohnungsnotstandes in der Schweiz ist es jedoch wichtig zu verstehen, dass die Probleme nicht allein auf Geflüchtete zurückzuführen sind. Die Bauaktivität hält nicht mit der Nachfrage Schritt, was zu einem Mangel an bezahlbarem Wohnraum führt.
Auch steigende Energie- und Benzinpreise sowie Warenknappheit belasten die Schweiz. Der Krieg in der Ukraine und die deswegen ausgesprochenen Sanktionen haben Auswirkungen, die auch die Schweiz spürt.
Die steigenden Preise können nicht allein den Geflüchteten angelastet werden. Kriege, globale Krisen und der Klimawandel tragen ebenfalls dazu bei.
Es ist wichtig, die Wahrheit zu erkennen und Missverständnisse über Geflüchtete zu klären. Sie sind nicht die Ursache für wirtschaftliche Probleme, sondern Teil eines komplexen globalen Kontextes, den wir gemeinsam angehen müssen.
Stell dir vor, du ziehst in ein wunderschönes Land wie Südkorea. Wie lange würde es dauern, die Sprache zu lernen? Arbeit zu finden, während du keine Ersparnisse hättest, von denen du leben könntest? Wie würdest du dich fühlen, wenn du deine Eltern oder deinen Ehemann zurücklassen müsstest? Wie sähest du deine Zukunft dort, wenn du Kinder bei dir hättest?
Die Suche nach Arbeit ist eine der grössten Herausforderungen. Selbst hochqualifizierte Fachkräfte aus der Ukraine finden sich nun in einem überfüllten Bewerber: innenpool wieder, in dem eine einzige Stellenanzeige für eine Projektmanagementposition Hunderte von Bewerbungen erhält. Die Aussicht, in einem neuen Land Fuss zu fassen, erscheint wie ein unüberwindbarer Berg. Es braucht Zeit, die Sprache zu erlernen und sich auf dem Arbeitsmarkt zu behaupten. Doch die Uhr tickt, und mit jedem Tag, an dem kein Arbeitsplatz gefunden wird, wächst die Frustration und Verzweiflung.
Diejenigen, die Kinder haben, stehen vor der zusätzlichen Aufgabe, eine Zukunft für ihre Kleinen zu planen. Der Gedanke, sie in einer unsicheren Umgebung aufwachsen zu sehen, belastet ihre Herzen schwer. Bildungschancen und Stabilität für ihre Kinder zu gewährleisten, wird zu einer lebenswichtigen Sorge, die sie Tag für Tag beschäftigt.
Dazu kommt die Realität des ständigen Umzugs und die ständige Bewältigung von Problemen, die sie zum ersten Mal erleben und für die sie keine Hilfe oder finanzielle Unterstützung bekommen. Jeder Tag bringt neue Hindernisse mit sich, seien es bürokratische Hürden, kulturelle Barrieren oder finanzielle Engpässe. Doch trotz all dieser Schwierigkeiten bewahren die ukrainischen Geflüchteten in der Schweiz ihren unbeugsamen Geist und ihren Glauben an eine bessere Zukunft.
Inmitten des Schwebezustands des Lebens, in dem sie sich befinden, halten sie an ihrer Hoffnung fest, dass ihre Opfer und ihre Entbehrungen eines Tages Früchte tragen werden. Denn selbst im alltäglichen Lebenskampf finden sie die Kraft, weiterzumachen und für ein Leben in Würde und Freiheit zu kämpfen.