5. Juli 2021 Karim Khider und Claudia Wiehler für die AG Kafi für Alle
Das «Kafi für Alle» musste wegen der Corona-Schutzmassnahmen geschlossen werden. Nun fehlt dieser Treffpunkt schmerzlich, besonders jenen Menschen, die in Notunterkünften leben.
Kafi und ein Raum für alle – das ist unsere Mission. Wir sind eine Arbeitsgruppe der Autonomen Schule Zürich (ASZ) und haben in den letzten Jahren einen zentralen Treffpunkt für die Schule etabliert. Das Kafi ist ein Ort des Austausches und des Zusammenseins für die Aktivist*innen der Schule. Vor der Corona-Pandemie konnten wir an drei Tagen der Woche Kaffee und Tee für nur 50 Rappen und abends ein warmes Essen für 2 CHF anbieten. Das gemeinsame Kochen war für alle ein Highlight.
Wir, die Mitglieder der Arbeitsgruppe, betreiben das Kafi durch unsere Freiwilligenarbeit. Einmal im Monat werden die Schichten untereinander aufgeteilt, neue Mitglieder willkommen geheissen und Ideen ausgetauscht. Jede Person ist herzlich eingeladen mitzumachen.
Und dann kam Corona …
Doch auch uns hat letzten März die Corona-Pandemie kalt erwischt. Aufgrund der neuen Vorschriften waren wir nicht mehr in der Lage, das Kafi drinnen weiterzuführen. Es gab nicht genug Platz, um den Abstand einzuhalten. Damit war ein wichtiger Ort der Gemeinschaft an der ASZ in Gefahr. Da kamen uns die «Architects for Refugees» zu Hilfe: Sie hatten die Idee, einen Pavillon im Innenhof der ASZ aufzubauen, wo es genug Platz und frische Luft für alle gibt. Wir haben das Angebot sehr gerne angenommen und konnten so das Kafi von Juni bis Oktober im Hof betreiben.
Der Sommer-Pavillon
Der Sommer-Pavillon wurde zu einem Symbol für die gelungene Kooperation zwischen zwei Projekten mit einem gemeinsamen Ziel: einen sicheren Ort für den Austausch von Geflüchteten und anderen Aktivist*innen zu schaffen. Wir sind der Gruppe «Architects for Refugees» sehr dankbar für diese Initiative und Möglichkeit.
Im Pavillon konnten wir das Kafi trotz der Pandemie öffnen und so einen Aufenthaltsort zwischen den Unterrichtsstunden schaffen. Nur das gemeinsame Essen konnten wir leider nicht fortsetzen. Das war wegen der Hygienevorschriften und der grossen Anzahl an beteiligten Helfer*innen nicht möglich. Stattdessen begann das Projekt «Essen für Alle», das Menschen in prekären Lebenssituationen mit Essen unterstützt.
Doch dann kam der Winter (und Corona blieb) ...
Aufgrund des Wetters musste der Pavillon abgebaut werden, was für alle Beteiligten sehr traurig war. Leider war es keine Option, dass Kafi wieder nach drinnen zu verlegen. Die zweite Welle hatte uns fest im Griff. Seit dem Herbst ist das Kafi deshalb geschlossen.
Das ist für viele unserer Aktivist*innen, die in Notunterkünften leben, sehr schwierig. Es fehlt ein Treffpunkt ausserhalb der Unterkünfte und die Möglichkeit, bezahlbaren Kaffee und Essen zu bekommen. Ohne die Arbeitsmöglichkeiten und vor dem Hintergrund der unhaltbaren Bedingungen in den Notunterkünften fehlt diese äussere Struktur und Möglichkeit der Beteiligung umso mehr. Hinzu kommt für viele die ständige Angst vor der potenziellen Ausschaffung. Und auch der gesamten ASZ fehlt der Raum für informellen Austausch und gemeinsame Zeit.
Für unsere Arbeitsgruppe ist es sehr schwierig unter diesen Bedingungen weiter zusammenzuarbeiten. Uns fehlen die persönlichen Treffen, denn nicht alle haben Zugang zum Internet. So bleiben uns nicht viele Möglichkeiten zum solidarischen Austausch.
Und jetzt?
Wir hoffen, das Kafi bald wiedereröffnen zu können und so die Situation für die Menschen in den Notunterkünften ein kleines bisschen zu verbessern. Wenn es drinnen nicht geht, wäre auch der Pavillon wieder eine tolle Möglichkeit. Die Auswirkungen der Corona-Massnahmen auf die Lebenssituation der Geflüchteten brauchen mehr Aufmerksamkeit. “Lockdown” und das Verschwinden von öffentlichen und gemeinschaftlichen Räumen bedeuten etwas anderes, wenn man in einer Notunterkunft und nicht in einer regulären Wohnung in Zürich lebt.
#shut_down_ORS