30. April 2025 Redaktionskollektiv

Papierlose Zeitung – Ausgabe 17/2025: Editorial

Die neue Ausgabe der Papierlosen Zeitung erscheint am 1. Mai 2025.

Liebe Leser:innen 

Im spanischen Córdoba kletterten die Temperaturen am 6. Juli 2015 auf 45,2 Grad Celsius. Damals trieb die Aktivist:innen der Autonomen Schule Zürich nicht nur die extreme Hitze in Europa um, sie waren auch auf der dringenden Suche nach neuen Räumlichkeiten. Sonst würde die Schule auf der Strasse stehen. «Genug gezügelt!», hiess es in fetten Buchstaben in einer Broschüre. Eine langfristige Lösung würde drei Monate später Realität werden. 

Unter der Hitze litten damals auch Millionen Menschen auf der Flucht. Das Jahr war geprägt von grossen Migrationsbewegungen nach Europa. Allein im April 2015 ertranken vor der libyschen Küste bei Bootsunglücken über 1000 Flüchtende. Menschen flohen vor den Folgen der Klimakrise, vor Gewalt und Kriegen – etwa vor dem Bürgerkrieg in Syrien. Einige von ihnen sind heute Aktivist:innen der ASZ. 

Fast zehn Jahre später wird Diktator Assad von islamistischen Milizen gestürzt. Sofort verlangen in der Schweiz rechte Politiker:innen Ausschaffungen, doch in Syrien überschlagen sich die Ereignisse. In Gesprächen mit Betroffenen und Experten zeigt sich: Die Lage im Land bleibt höchst instabil und unübersichtlich, die Situation ist etwa für Minderheiten wie Alawit:innen (Seiten 4 und 5) und Kurd:innen (Seiten 6 und 7) weiterhin brandgefährlich. 

In der Ukraine zeichnet sich derweil kein Ende des russischen Angriffskriegs ab. Zwei Ukrainerinnen erzählen der Papierlosen Zeitung, wie sie mit der ungewissen Zukunft der Ukraine, aber auch mit ihrer persönlichen, ungewissen Zukunft in der Schweiz umgehen (Seite 10). Wie das Asylverfahren dazu führt, dass Antragstellende «von ihrer eigenen Stimme und Subjektivität getrennt» werden, beschreibt an anderer Stelle ein Betroffener in einem eindrücklichen Bericht (Seite 24). 

Auch wenn es angesichts der Kriege in Gaza, im Sudan, im Kongo, in der Ukraine und und und … schwerfallen mag: Gerade in solchen Zeiten sollten wir unser Augenmerk gelegentlich auf positive Dinge richten, wie es uns Helvetia vormacht (Seite 8). Etwa auf Geschichten von Arbeiter:innen, die für sich einstehen und sich organisieren, um aus dem Prekariat auszubrechen (Seiten 18 bis 20). Aufs Lachen, bis die brennenden, aber dafür gut befeuchteten Augen tränen (Seite 9). 

Oder darauf: Vor zehn Jahren fand die ASZ schliesslich ein neues Zuhause. Seit zehn Jahren steht sie am Sihlquai stabil für Solidarität und «Bildung für Alle» ein. Das feiern wir. 

Wir wünschen gute Lektüre. 

Das Redaktionskollektiv 


Ausgaben frisch ab Druck gibt es am Stand der ASZ am 1.-Mai-Fest im Kasernenareal in Zürich – vom 1. bis 3. Mai 2025.


PS: Für die wunderbare Zusammenarbeit in den letzten fünf Jahren möchten wir an dieser Stelle Vanja Ivana Jelić und Sara Arzu Hardegger vom Grafikstudio «sava» ein grosses Dankeschön aussprechen. 

Die aktuelle Ausgabe der Papierlosen Zeitung erscheint nun in neuem Gewand – verantwortlich dafür sind die Grafikerinnen Chiara Zarotti und Laura Lackner. Wir freuen uns und bedanken uns herzlich!

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