11. März 2018 Michael Schmitz
Vor der Abstimmung im Ständerat haben am Samstag über 500 vorläufig Aufgenommene und Solidarische in Bern gegen ihre Diskriminierung protestiert. In einer Twitteraktion erklären die Betroffenen, was sie zermürbt.
Am Mittwoch entscheidet der Ständerat über Reformen für die 40'000 vorläufig Aufgenommenen in der Schweiz. Aller Voraussicht nach wird von den substanziellen Verbesserungen, welchen der Nationalrat im Sommer 2017 zugestimmt hat nicht viel übrig bleiben. Bis in bürgerliche Kreise hinein wird der fehlende Wille beklagt, ein allseits anerkanntes Problem zu lösen. «Absurder Streit um die vorläufige Aufnahme», titelt etwa der Tagi. Gegen diesen politischen Stillstand regt sich nun Widerstand von den Betroffenen selbst. 500 von ihnen haben am Samstag zusammen mit Solidarischen in Bern gegen ihre Diskriminierung demonstriert. In einem koordinierten Twitterstorm äusserten sie tags darauf unter dem Hashtag #VorläufigeAufnahme die Gründe für ihren Protest. Federführend war dabei der Twitterkanal My life in Switzerland, der vom afghanischen Filmer Mortaza Shahed betrieben wird (einen Bericht über ihn gibt es hier).
Wir veröffentlichen hier eine Auswahl von Tweets, die zeigen, in welch verschiedenen Lebensbereichen der F-Status das Leben der Betroffenen einschränkt.
Arbeitssuche
Stark eingeschränkte Reisefreiheit
Schwieriger Familiennachzug
Kein Handyvertrag mit F-Ausweis
Unsicherer Status trotz Krieg in Heimatland
Schwierigkeit der Integration
Enttäuschte Hoffnungen
Hier noch einmal zusammengefasst, was den 40'000 vorläufig Aufgenommenen das Leben schwer macht:
Unabhängig davon, was das Parlament entscheidet: Dass die vorläufig Aufgenommenen sich die Strasse nehmen und selbst das Wort ergreifen, ist eine gute Nachricht.
Quelle für alle Tweets und die Grafik: Twitter-Kanal My life in Switzerland