1. Februar 2011 Andreas Cassee

Freiheit, Gleichheit, Grenzen zu?

Bild: Marcel Bamert

Drei Fragen an alle, die den migrationspolitischen Status Quo für moralisch gerechtfertigt halten.

1. Stellen Sie sich vor, in der Schweiz habe ein Krieg stattgefunden. Zahlreiche Ihrer Verwandten sind ums Leben gekommen und die Wirtschaft liegt am Boden. In der Hoffnung auf ein besseres Leben für Ihre Kinder wandern Sie nach Kanada aus. Doch dort sagen die Behörden, Sie seien kein richtiger Flüchtling, da Sie persönlich nicht politisch verfolgt seien. Sie werden für mehr als ein Jahr ins Gefängnis gesperrt. Würden Sie das gerecht finden?

2. Nehmen wir an, Sie hätten vor Ihrer Geburt an einer gutschweizerischen, direktdemokratischen Abstimmung von globaler Tragweite teilnehmen können. Abstimmungsfrage: Sollen Staaten das Recht haben, ihre Grenzen nach eigenem Gutdünken dichtzumachen? Sie hätten nicht gewusst, ob Sie selbst in einem reichen Land des Nordens zur Welt kommen würden oder in einem Land, in dem Bürgerkrieg oder wirtschaftliche Not herrscht. Wie hätten Sie abgestimmt.

3. Liegt Ihnen der Einwand auf der Zunge, es sei doch das angestammte Recht jedes souveränen Staates, seine Einwanderungspolitik auf die Interessen der eigenen BürgerInnen auszurichten? Dann sei die Frage erlaubt: Was unterscheidet Ihre Haltung eigentlich von der eines Feudalherren, der seine angestammten Privilegien verteidigt?

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